Digitaler Wandel und Gesundheit – eine der größten Herausforderungen in der Zukunft

Vermutlich kennen Sie die Situation: Am Firmen-Smartphone im Urlaub oder beim Frühstück noch einmal schnell die Emails checken? Am Wochenende mit dem Büro-Laptop von zu Hause aus die Präsentation für den Montag vorbereiten? Dank moderner Technologien und flexibler Arbeits(zeit)-Modelle verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend, und das nicht nur für Selbständige, Geschäftsführer oder Führungskräfte, sondern immer mehr auch für die “normalen” Angestellten.

Höchste Flexibilität und Erreichbarkeit rund um die Uhr sind Attribute eines neuen Zeitgeistes, der sich nicht nur in unsere Arbeitswelt, sondern auch immer mehr in unser Privatleben einschleicht. Fragen über Fragen treten auf: Wie beeinflusst es unsere Arbeits- und Lebensqualität? Wie wirkt sich das auf unsere Gesundheit aus?

Das Thema Digitalisierung ist derzeit in aller Munde.

WLAN ist allgegenwärtig, Menschen sind zunehmend über soziale Netzwerke miteinander und überhaupt mit der ganzen Welt verbunden, neue Technologien ermöglichen es, gemeinsam und ortsunabhängig an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Voraussetzung für diese Art von Vernetzung ist die Digitalisierung.

Ich bin Christina Bolte, als geborene Hamburgerin lebe ich seit mittlerweile 20 Jahren gerne in München. Meine Leidenschaft ist es, Menschen in gesundheitlichen Fragestellungen zu begleiten, vor allem in Bezug auf die Arbeit. Die Frage, die ich mir und anderen immer wieder stelle, ist: “Wie geht es, dass Arbeit die Gesundheit fördert?”
Genau das interessiert mich auch an der Digitalen Transformation.

Christina Bolte

Christina Bolte von der Beratung für Unternehmens-Gesundheit ist Expertin für Betriebswirtschaftliche Gesundheit im Unternehmen und berät KMU im Hinblick auf Burnout- und Stressprävention, betriebliches Eingliederungsmanagement sowie gesunde Prozesse im Digitalen Wandel.

In meinem Beitrag für das Business Voice Magazin möchte ich Ihnen mehr Informationen geben:

  1. Was ist mit Digitalisierung gemeint?
  2. Welche Auswirkungen hat sie auf produzierende Unternehmen und wie wirkt sie sich auf die Gesundheit der Mitarbeitenden aus?
  3. habe ich 5 wertvolle Tipps extra für Sie, um Digitalisierung und Gesundheit in Ihrem Unternehmen optimal umzusetzen / in Einklang zu bringen

Was ist mit Digitalisierung gemeint?

Da es sich um ein sehr übergreifendes Thema handelt, gibt es keine eindeutige Definition von Digitalisierung. Die folgende Beschreibung soll als Grundlage für den heutigen Beitrag dienen.

Die Bundesregierung hat zur Digitalisierung eine großangelegte Offensive gestartet, weil sie diese als entscheidenden Faktor für Wachstum, Wohlstand und Arbeit von morgen sieht.

Digitalisierung bringt zahlreiche Vorteile mit sich, allen voran eine erhebliche Kostenoptimierung, Qualitätsverbesserung und Zeiteinsparung. Im 20. Jahrhundert diente die Informationstechnologie (IT) vor allem der Automatisierung und Optimierung von Abläufen, so ist es im Springer-Gabler-Wirtschaftslexikon zu lesen. Privathaushalte und Arbeitsplätze wurden vernetzt und durch Softwareprodukte modernisiert. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich der Blickwinkel verändert: Anstatt Dinge oder Informationen zu “besitzen”, geht es nunmehr darum diese zu “nutzen”, Plattformen ermöglichen innovative Geschäftsmodelle und flexible, individualisierte Kundenlösungen. Hierfür wird auch der Begriff “digitaler Wandel” gebraucht.

Was wird noch beeinflusst durch die Digitalisierung? Neben optimierten Prozessen verändert sich direkt auch die Arbeitswelt: Projekte und Jobs haben immer kürzere Laufzeiten, „agile“ Prozesse verlangen eine zunehmende Flexibilität und Risikofreude, weil die Ergebnisse und Vorgehensweisen sich fortlaufend ändern. Dank Robotik und Künstlicher Intelligenz bedienen längst nicht mehr nur Menschen Maschinen, sondern in zunehmendem Maße “bedienen” Maschinen auch Menschen: Sprachbots, die an Flughäfen für Orientierung sorgen oder an Telefonhotlines Anrufe entgegen nehmen, sind mittlerweile erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen, und viele von uns haben bereits Bekanntschaft mit Siri, Alexa oder Cortana gemacht.

Service

Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung?

Die Digitalisierung verändert im hohen Maße die Arbeitsbedingungen und die Art und Weise wie Menschen zusammenarbeiten. Neu in der Geschichte der Menschheit ist, dass Menschen auch gleichwertig mit Maschinen oder Softwareprogrammen interagieren (verbreitet sind beispielsweise lernende Programme zur Spracherkennung oder zum Verbuchen von Eingangsrechnungen). Das alles entwickelt sich in einer rasanten Geschwindigkeit. All diese Veränderungen sind für die meisten Mitarbeiter mit Unsicherheiten verbunden, wie beispielsweise: “Wie kann ich diese neuen Anforderungen denn bewältigen?” oder: “Ist mein Arbeitsplatz überhaupt in den nächsten Jahren noch sicher?”

Dabei ist Sicherheit ein grundlegendes Bedürfnis von Menschen. Trotz modernster technischer Erfindungen ticken Körper und Gehirn des Menschen noch immer wie in der Steinzeit. Deshalb reagiert das Steinzeitgehirn des Menschen nach wie vor zurückhaltend gegenüber Neuem: Neues kann (noch) nicht eingeschätzt werden, das schafft Stress fürs System. Stabilität und Konstanz gibt dagegen Sicherheit und Orientierung. Ein enormer Widerspruch zur geforderten Flexibilität!

Deshalb tragen die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen massiv zu neuen Unsicherheiten bei. Die Menschen haben einfach zu wenig Zeit, um zu lernen sinnvoll damit umzugehen. Für Lernen bleibt aufgrund der hohen Arbeitsdichte zumeist wenig Zeit. Wenn überhaupt, passiert das quasi „on the job“.

Speedy

5 wertvolle Tipps, wie Sie mit dem Thema Digitalisierung in Ihrem Unternehmen optimal umgehen können:

  1. Schaffen Sie – sowohl als Privatperson wie auch in Ihrem Unternehmen – klare Regeln für die Nutzung von Mobilen Endgeräten: Definieren Sie klare Zeiträume, in denen Emails beantwortet und Rückrufe getätigt werden (auch unter individueller Berücksichtigung der Zeitverschiebung bei internationalen Geschäftspartnern). Klarheit schafft hier Sicherheit.

Wegweiser

  1. Klären Sie mit Ihren Führungskräften und Mitarbeitern die Anforderungen an jetzige und an neue Prozesse. Berücksichtigen Sie auch vorhandene Ansätze und Ideen Ihrer Mitarbeiter, z. B. aus dem betrieblichen Vorschlagswesen. Definieren Sie für jeden einzelnen Arbeitsablauf entsprechende Ansprechpartner, der die Verantwortung übernimmt.
  2. Zwei ganz wichtige Punkte: Schulen Sie Ihre Mitarbeiter rechtzeitig, falls neues Wissen oder Verhaltensänderungen erforderlich sind und statten Sie sie mit entsprechenden (Entscheidungs-)Befugnissen aus.
  3. Vor allem: Schaffen Sie eine Lösungskultur, die allen ermöglicht, mit Veränderungen besser umzugehen. Ein Beispiel: Fehler werden in unserer Kultur negativ betrachtet. In einer gelebten Lösungskultur zeigt mir ein Fehler an, in welchen Bereichen ich mich noch weiter-entwickeln kann. Die Kombination aus Fehlern und Lernprozessen ermöglicht, neue Potenziale zu entdecken. Dabei unterstützen (zeitliche) Freiräume, um Neues spielend zu erforschen und auszuprobieren.
  4. Erheben Sie einen Status Quo in Ihrem Unternehmen: Welche Prozesse sind unmittelbar oder mittelfristig von Veränderungen betroffen? Inwieweit belastet das Ihre Mitarbeiter? Dokumentieren Sie direkt Ihre Gedanken, um sie als Grundlage für eine Gefährdungsbeurteilung Psychischer Belastungen zu nutzen, die seit 2014 gesetzliche Grundlage für erfolgreiche Unternehmen ist. Darüber hinaus können entsprechende Unternehmens-Kennzahlen beispielsweise als Frühindikatoren in Ihrem Berichtswesen dienen.

Viel Erfolg bei der Umsetzung. Ich freue mich auf Ihren Erfahrungsbericht. Besuchen Sie auch gerne meine Webseite unter:

www.unternehmens-gesundheit.de


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